NOSADE News: Interview mit Kai Hill

Source: Kai_Hill_Yoga_Tribe

„Life is a dancer – and you are the dance“

Vom 15.9.2019 bis 21.9.2019 bietet NOSADE das NOSADE Special Yoga Retreat mit Kai Hill in Essaouira an. In diesem Zusammenhang haben wir dem Berliner Yogalehrer und Wahlspanier Kai Hill fünf Fragen gestellt, um ihn euch etwas besser vorzustellen.

 

Source: yoga_tribe_kai_hill

NOSADE: Kai, Du bist gerade erst aus den Flitterwochen mit Deiner Frau aus Deiner Wahlheimat Spanien zurück. Wie ist es euch ergangen und was würdest Du außerdem sagen, könnte sich unsereins in Deutschland vom spanischen Alltag abschauen?

Kai Hill: Oh definitiv – andere Länder, andere Sitten. Ich unterrichte gern in anderen Ländern, da ich von den Nationen und ihren Besonderheiten beeindruckt bin. Die Spanier lieben ihre Siesta und können auch mal alle 5 gerade sein lassen. Sie lieben Kinder und lassen sie ewig aufbleiben. Das kann ich mir dann von meinen Kindern jeden Tag anhören. Die Costa del Sol macht ihrem Namen alle Ehre und die Sonne scheint wirklich das ganze Jahr. So wie Essaouira in Marokko ist Marbella direkt am Meer. Ich liebe die Natur und die Kultur Andalusiens. Es ist für mich aber auch schön, andere und neue Orte kennenzulernen.

Du hast 20 Jahre lang eine Design- und Kommunikationsagentur geleitet, in Los Angeles und New York studiert und gelebt. Das spricht ja eher für einen sehr schnelllebigen und stressigen Lifestyle und steht im krassen Gegensatz zu deiner jetzigen Tätigkeit als Yogalehrer mit Leidenschaft für Meditation. Was hat Dich auf die Matte und so tief in die Meditation geführt?

Haha, ja der Agenturalltag hatte es in sich. Aber auch hier half mir schon früh Yoga, den Stress aus der Woche rauszunehmen. Ich war jeden Sonntag für 2 Stunden in einer Ashtanga-Klasse in Wilmersdorf. Das war für mich wie eine Rettungsinsel. Als ich dann mit meiner Familie für 4 Monate in Elternzeit  in Kalifornien war, las ich die Yoga-Sutren von Patanjali und googelte es. So fand ich ein Lehrer Intensiv Training mit John Friend – dem Begründer von Anusara Yoga – um die Ecke in Encinitas. Das war für mich die Initialzündung für meinen professionellen Yogaweg. Ich reduzierte meine Tätigkeit als Geschäftsführer mehr und mehr zugunsten anderer Themen, wie meiner Entwicklungsarbeit mit Kindern in Afrika, und eben meiner Fort- und Ausbildung im Yoga.  

Du bist bekennender Anusara-Anhänger und hast Anfang 2013 mit dieser Ausrichtung in Berlin Dein Yogastudio Yogatribe gegründet. Was macht das Yogtatribe und euer Angebot aus und wie ordnest Du die bisherige Entwicklung, die Dein Studio genommen hat, für Dich und Deinen Lebensweg ein?

Anusara Yoga ist ein herzorientiertes und auf therapeutischer Ausrichtung basiertes System. Ich unterrichte es so, dass es kraftvoll und kreativ zugleich ist und seine Balance zwischen Fluss und spiritueller Tiefe erhält. Das Yogatribe ist mit 20 Lehrern und 2.000 Besuchern im Monat das größte Anusara Yoga Studio im deutschsprachigen Raum und gleichzeitig auch Ausbildungsinstitut. Als „Certified Advanced Teacher Trainer“ habe ich die Verantwortung für viele Lehreranwärter in 200- und 300 Stunden Trainings und arbeite täglich an der Vertiefung der Curricula und meiner eigenen Fortbildung mit Lehrern weltweit oder wie zum Beispiel der Spiraldynamik für die anatomische Tiefe in der Ausbildung. 

Es ist ein Geschenk.

In Deinem Buch The Authentic Self – Praktische Anleitung zum Glücklichsein stellst du 108 Übungen zur Auflösung von Spannungen in Körper und Geist vor. Was war Deine Intention, dieses Buch zu schreiben und – Hand auf´s Anusara-Herz – war es ein glücklicher Prozess oder gab es Momente, in denen Du Dich gefragt hast, warum Du das eigentlich angepackt hast? 

Yoga ist der Pfad der Befreiung. Der Befreiung von Leid. Laut Patanjali wird Leid durch Anhaftung und Abwehr kreiert. Aber wie entstehen Anhaftung und Abwehr. Durch unsere Gedanken, die von einem Objekt zum anderen wandern. Aber auch durch Erfahrungen, die Spannungen in unseren Körper programmiert haben. Der ultimative Weg, um glücklicher zu werden, ist schließlich diese Spannungen aufzulösen und unsere Gedanken und ihre Wirkungen auf uns selbst und auf unsere Umwelt zu beobachten.

Ich war für 10 Tage in einer Vipassana Schweige-Meditation. Kein Handy, kein Schreiben, kein Lesen, keine körperlichen Übungen. Nur 11 Stunden Meditation am Tag. 4.30 Uhr Aufstehen und 21.30 Licht aus. Frühstück um 6 und mittag um 11.00 Uhr. Das war es dann auch mit dem Essen. Die Erfahrungen waren unglaublich tief. Ich habe mich selten so befreit und glücklich gefühlt. Vor allem als ich mein Handy wieder hatte und ausschlafen durfte, haha. Aber im Ernst, glücklich zu sein, bedeutet meiner Meinung nach auch harte Arbeit. 

Die Leute fragen mich oft, warum ich so entspannt und glücklich bin und das ich ja wohl eine schöne Kindheit hatte. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich wuchs im Osten in einem 65 qm Plattenbau auf und meine Mutter musste meinen Bruder und mich allein großziehen. Meinen Vater lernte ich erst mit 16 kennen und er verstarb früh, wie auch meine Mutter. 

Wir können das ultimative Glück, die ultimative Freiheit nur in uns selbst finden.

Zum Abschluss würden wir von Dir gerne noch dein Lieblingszitat wissen und was es für Dich so besonders macht.

Das passt ganz gut in die letzte Frage: Es ist von dem Theosophen Jiddu Krishnamurti, und aus seinem unglaublichen Buch Die Absolute Freiheit:

„Life is a dancer – and you are the dance“

Wir denken oft, wir können die Dinge bestimmen und kontrollieren. Unser Ego bäumt sich ständig auf und wehrt sich gegen das, was ist. Diese Resistenzen bringen Spannung in unseren Körper, verändern unsere Körperhaltung, die mehr und mehr unser Verhalten graviert. Negative Gefühle verstärken sich und wir werden unglücklich. An diesem Unglück sind selbstredend alle Anderen und die Umstände schuld. Krishnamurti gibt uns hier den Schlüssel für unsere Verantwortung, für unser Karma, ja sogar für unser Dharma in die Hand. In dem Moment, in dem wir das Leben als Choreografie, als einen Tänzer vor uns sehen, in ständiger Bewegung und Veränderung, können wir uns als Teil des Lebensplans, der Choreografie begreifen.

Steve Jobs hat hierzu in seiner „Abschlussrede“ an der Stanford University die schönen Beispiele von „red dots“ in seinem Leben notiert. Red dots, die vermeintlich Niederlagen oder Rückschläge waren, aber im nachhinein betrachtet, ihm erst den unglaublichen Erfolg bescherten, Apple zu dem wertvollsten Unternehmen der Welt auszubauen. Diese Weisheit steckt für mich in Krishnamurtis Zitat.

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